- Janine
"Eine Knospe erblüht"

Heute nacht bin ich um 4 Uhr aufgewacht, die richtige Zeit um zu meditieren, dachte ich innerlich schmunzelnd oder vielleicht auch um meinen ersten Blogbeitrag zu schreiben. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit und dimmte das Bildschirmlicht meines Laptops herunter, um meine verschlafenen Augen langsam daran zu gewöhnen.
Es ist nicht so, dass ich bislang viel geschrieben hätte, vor allem nicht über mich selbst und bis vor ein paar Jahren auch noch keine Songtexte. Das ist alles eher neu. Daher ist es sehr spannend diese Ausdrucksmöglichkeiten für mich zu entdecken und den Impulsen, die sich voller Freude ihren Weg aus meinem Inneren bahnen, zu folgen.
Eine Stimme, die lange ungehört und ungesehen blieb, möchte ans Licht und ich kann nur staunen über diese zarte und kreative Schöpferin in mir. Lange hat sie sich versteckt.
Als Kind habe ich mich oft sehr einsam gefühlt, es fiel mir sehr schwer in Kontakt zu gehen und Vertrauen zu fassen. Ich erinnere mich wie ich mich schon als Kleinkind vor fremden Menschen versteckte, weil sie mir Angst machten. Ich war häufig krank, "es" schlug mir immer wieder auf die Atemwege, was mir als Zehnjährige eine sechswöchige Kur auf Sylt einbrachte. Ganz allein ohne meine Mutter und Arthur, ihrem damaligen Freund und meinem „Ersatzpapa“, denn mein Vater hatte sich, als ich gerade 4 Jahre alt war, das Leben genommen.
Meine Schulzeit erinnere ich als für mich sehr belastend, ich versuchte möglichst unsichtbar zu sein und tat viel oder besonders wenig dafür, nicht aufzufallen. Ich kompensierte die grosse Angst und Scham in mir durch Anpassung und gute Noten.
Leider funktionierte diese Taktik nur, solange ich nichts sagen brauchte.
Wurde ich aufgerufen oder musste ich nach vorne, schoss mir das Blut, für alle sichtbar ins Gesicht und die grosse Scham zeigte sich unverhohlen und erbarmungslos.
Mein Körper und meine Stimme zitterten. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Wie gern wäre ich damals einfach verschwunden.
Diese Tatsache und Erfahrung führte unweigerlich dazu, dass ich es so gut es eben ging, vermied, mich derlei Situationen auszusetzen und mich einfach nicht mehr „zeigte“.
Ich lernte das Verletzlichkeit nicht angesagt war in dieser Gesellschaft und zu Hohn und Spott führte.
Die grosse Not in mir habe ich viele Jahre mit mir selbst ausgemacht, es gab scheinbar niemandem, dem ich mich hätte anvertrauen können und ich wusste ja auch garnicht was da mit mir los ist und warum ich mich so fühlte.
Ich habe still und heimlich gelitten und geglaubt die alleinige Schuld daran zu haben, das ich halt kaputt bin, ein sogenanntes Mängelexemplar eben.
Es hat viele Jahre und verschiedene Erfahrungswege gebraucht, um herauszufinden was mit mir nicht stimmte und das ich unter einem frühkindlichen Entwicklungstrauma litt, das Angststörungen, Depressionen und so manch interessante Zwangsneurose hervorbrachte. Auf der körperlichen Ebene haben die traumatischen Erfahrungen zu einem hochsensiblen Nervensystem geführt, welches sehr viel schneller auf Reize reagiert und mich zu einem "Sensibelchen" in den Augen anderer werden liess. Zu emotional, zu empfindlich, viel zu viel halt...
Wenn ich das heute so schreibe, spüre ich, wie weit ich schon gekommen bin und auch, das noch ein ganzes Stück vor mir liegt.
Ein Weg der vielleicht niemals endet, aber den ich weiter gehen werde, weil er eben der meine ist.
Ich fühle mich wie eine Goldgräberin, die, je mutiger, beharrlicher und tiefer sie schürft, auf Adern aus purem, glänzendem Gold stösst, dass meine Fähigkeiten und Talente repräsentiert.
Ich schreibe das alles, weil es mir hilft und ich hoffe dass es vielleicht auch dich ermutigt deinen Weg weiterzugehen, egal was auch kommen mag, denn es ist dein ganz persönlicher Heilungsweg. Und Du hast alle Zeit, die es braucht.
In unserem letzten Frauenkreis mit meiner Freundin und Schamanin Katia de Farias (https://www.schamanischertanz-healingdance.com) bekamen wir das Mantra „die Knospe erblüht“ mit auf den Weg, wie passend zum Release meines Songs und dem damit verbundenen Schritt raus in die Öffentlichkeit.
Wir sind Geschenke füreinander, wenn wir uns ganz ehrlich und verletzlich zeigen, denn darin erkennen wir einander als Menschen, im Herzen eins und verbunden.
Gib Dich niemals auf!
In tiefer Liebe und Verbundenheit,
Janine